Greenscreen Tutorial | 10 Tipps & Tricks

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Gerade in modernen Filmen ist ein Greenscreen gar nicht mehr wegzudenken. Der berühmte und effektivste Effekt basiert auf der Ausfilterung der grellen grünen Farbe. Wir sprechen hier ganz klar vom Chroma Keying (auch color keying genannt) – Ein visueller Effekt der gerade in Hollywood aber auch als Internet Influencer von elementarer Bedeutung ist. Ziel ist die perfekte Freistellung eines Darstellers um z.B. dessen Hintergrund in der Postproduktion zu ändern. (Wie man es zum Beispiel vom Wetterbericht kennt)

In diesem Video zeigen wir euch 10 praktische Tipps und Tricks rund um das Filmen mit einem Greenscreen. Mit diesen Infos sollten eure Greenscreen Aufnahmen ab sofort noch einfacher freizustellen sein und damit professioneller wirken. 

1. Der richtige Greenscreen

Greenscreen ist nicht gleich Greenscreen. Hier habt ihr eine große Auswahl an Möglichkeiten. Wir stellen euch zwei gängige Modelle vor:

Die Papierrolle:

Eine Greenscreen Papierrolle ist recht preisgünstig und wird gleich in mehreren Meter Bahnen angeboten. Bei richtiger Installation kann man bei Bedarf die Rolle ausziehen und nach der Aufnahme einfach aufrollen. Das spart Platz und Zeit.

Das Material ist hier aber nicht immer vorteilhaft für euch. Die Papierrolle wirft bei starker Beleuchtung Reflexionen. Häufig kommt es hierbei zu Lichtpunkten und Lichtflecken. Falten lassen sich oft nicht makellos ausglätten, sodass es auch hier zu Schattierungen und eine ungleiche Belichtung kommt.

Ein lichtundurchlässiges Tuch:

Im Internet wird ein Greenscreentuch häufig zusammen mit einer Querstrebe und zwei Stativen angeboten. Gespannt wird das Tuch mit Halteklemmen. Knicke und Falten lassen sich dank des Materials einfach glätten. Ein kleiner Tipp: Nutzt einfach laufwarmes Wasser für widerspenstige Falten und lasst das Tuch in ruhe aushängen. So schafft ihr euch ein optimales, faltenfreies Tuch.

Man sollte allerdings erwähnen, dass im Vergleich zu der Papierrolle, der Aufbau des Sets etwas Zeit in Anspruch nimmt. Ebenso gilt es geduldig zu bleiben, wenn man Falten aushängen lassen möchte. Gerade bei der Verwendung von Wasser, kann man die nassen, dunkleren Stellen gut erkennen. Plant also genug Zeit mit ein.

2. Faltenfrei Spannen

Im Prinzip haben wir Punkt 2 ein wenig bei den unterschiedlichen Greenscreen Modellen vorweggenommen, jedoch fanden wir es wichtig die faltenfreie Anbringung nochmals explizit erwähnen. Egal für welches Modell ihr euch entscheiden mögt, auch wenn ihr ein grünes Bettlaken nutzt oder eine Wand grün gestrichen habt – sorgt unbedingt für eine faltenfreie Greenscreen Fläche!

Umso einheitlicher euer grüner Greenscreen beleuchtet werden kann, desto besser werden eure Aufnahmen sein. Erst recht, wenn es dann an das Auskeyen in der Postproduktion geht.

3. Greenscreen richtig ausleuchten

Da nun endlich alles faltenfrei ist, geht es an die Belichtung selbst. Um richtig gute Qualität zu erzielen werdet ihr mit einem einfachen Deckenlicht nicht weit kommen. Ihr werdet ein weiches Licht benötigen, entsprechend ist die Nutzung einer Softbox sehr sinnvoll. Zu hartes Licht neigt dazu harte Schatten zu werfen, welche im schlimmsten Fall unschön auf den Darsteller oder den Greenscreen fallen könnte. Je nachdem wieviel von der Person ausgekeyt werden muss, solltet ihr euch im Klaren sein, wieviel Licht ihr benötigen werdet. Filmt ihr die komplette Person oder doch nur den Oberkörper?

Je nach Situation solltet ihr Abschätzen ob ihr professionelle Strahler benötigt oder ob dann doch gut platzierte RGB Lights ausreichen.

4. Genug Abstand zum Greenscreen einplanen

Ein simpler und logischer Punkt. Sobald euer Darsteller sich vor den Greenscreen stellt, wirft dieser natürlich einen Schatten. Damit der Schatten zu Boden und nicht direkt auf den Greenscreen fällt, braucht es einfach etwas mehr Abstand. Alternativ könnt ihr mehr Licht direkt auf den Greenscreen setzen um so die Schatten eures Darstellers aufzublenden.

Genug Abstand bringt auch mehr Bewegungsspielraum mit sich.

5. Darsteller richtig beleuchten

Im nächsten Schritt gilt es den Darsteller richtig zu beleuchten. Im Prinzip könnt ihr hier einfach auf die Regeln der Drei-Punkt- Ausleuchtung zurückgreifen:

Beginnen wir mit der prägnantesten Lichtquelle – dem Führungslicht (auch Key Light). Sie dient uns als Hauptlichtquelle und wird seitlich zur Kameraachse positioniert. Auch hier solltet ihr eine Softbox anbringen, damit es im Gesicht zu keiner harten Schattenbildung kommt.

Im zweiten Schritt befassen wir uns mit der Aufhellung (dem Fill) bzw. dem Aufhelllicht. Das Aufhelllicht wird auf die andere Seite der Kameraachse aufgestellt, damit diese die Schatten des Führungslicht abschwächt. Um die Gesichtsschatten auch wirklich „nur“ abzuschwächen und nicht aufzuheben, gilt es das Aufhelllicht etwas schwächer einzustellen als das Führungslicht. Andernfalls hat euer Darsteller gar keinen Schattenwurf im Gesicht, sodass alles überbelichtet und unnatürlich wirkt.

Um den Darsteller zum Schluss noch besser vom Hintergrund zu separieren kommt nun das sogenannte Haarlicht (Back Light) zum Einsatz. Es wird schräg von oben auf den Darsteller gerichtet (vorzugsweise auf den Hinterkopf). Das Haarlicht wird gegenüber dem Führungslicht aufgestellt. Damit das Bild mehr tiefe gewinnt, wird bei dem Haarlicht auf die Softbox verzichtet.

Neben der Drei-Punkt-Beleuchtung gilt es natürlich noch alle Lichtquellen mit eurer Szenerie abzustimmen. Darunter fällt zum Beispiel die Abstimmung der Kelvinwerte aller Lampen. Unterschiedlich warme bzw. kalte Lichter können sehr irritierend wirken und die Nachbearbeitung massiv erschweren.

Ebenso ist es sinnig darüber nachzudenken welche Elemente in der Nachbearbeitung anfallen werden. Erhält der Darsteller Sonnenlicht von Links? Stimmt das Licht überhaupt mit der geplanten Szene überein?

6. Richtige Kleidung

Hattet ihr euch schonmal in einem grünen Hemd vor einer Greenscreen Aufnahme gestellt? Damit am Ende euer Darsteller nicht als schwebender Kopf endet, solltet ihr auf die Farbwahl der Kleidung achten. Umso ähnlicher die Kleidung dem auszukeyenden Farbton ähnelt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ihr auf Probleme stoßen werdet.

Aber was gilt es zu tun, wenn Grün sein muss ist? Nun die bekanntesten Farbscreens zum keyen sind der Greenscreen und der Bluescreen (Siehe Abb.). Gerade in Filmsequenzen wo Grün von Wichtigkeit ist, wird hier her der Bluescreen verwendet. Was bedeutet, dass blaue Kleidungsstücke zu vermeiden sind. 

Heutzutage habt ihr jedoch in der Postproduktion gute Chance beim Chromakey die Feinheit zu justieren. So habt ihr dann noch etwas Spielraum.

Die Kleidung ist auf das Projekt abgestimmt

7. Kurze Verschlusszeit

Wer Rainer schon länger folgt, sollte die goldene 180 Grad Shutter Regel kennen. Sie besagt, dass ihr mit doppelter Belichtungszeit der Framerate filmt – Sprich: bei 25 FPS (Frames per Second) folgt die Belichtungszeit auf 1/50.

Diese Regel gilt nicht für unser Greenscreen Projekt! Die Shutter Regel sorgt für einen realstischen Motion Blur, sprich die typische Bewegungsunschärfe wie wir sie im Alltag erfahren. In unserem Fall gilt jedoch: Kein Motion Blur bei Greenscreen Aufnahmen!

Wir benötigen gestochen scharfe Bilder um später in der Postproduktion den Greenscreen vernünftig rausfiltern zu können. Bei Motion Blur wird euer Darsteller von grünen Kanten umrahmt, sobald Unschärfe herrscht. Filmt mit einer kurzen Belichtungszeit: Von 1/250 bis 1/500 Bilder die Sekunde. Denkt daran, dass entsprechend eurer Bild sich abdunkeln wird, entsprechend gilt es hier mit mehr Licht entgegenzutreten.

 

8. Richtige Software

Die Wahl des richtigen Schnittprogrammes fällt nicht immer unbedingt leicht. In erster Linie bevorzugt man seinen persönlichen, vertrauten Favoriten. Heutzutage bieten viele Schnittprogramme Möglichkeiten um den Greenscreen vernünftig auszufiltern. 

In unserem Fall haben wir uns für Adobe After Effects entschieden. In diesem Programm hat man die Möglichkeit den Chroma Key noch feiner zu setzen um unterschiedliche Grüntöne ausfiltern zu können. Ebenfalls besteht die Möglichkeit eine virtuelle Kamera zu erstellen um unsere digitale Umgebung frei zu gestalten. 

9. Vordergrund nutzen

Auch hier gilt: „Vordergrund macht Bild gesund.“ Eine einfache Greenscreen Aufnahme kann schnell einfach nur „flach“ wirken. Hier ein kleiner kreativer Tipp: Setzt Objekte und Gegenstände in den Vordergrund um dem Bild mehr tiefe zu verleihen. 

Achtet jedoch nur darauf, dass ihr in der Postproduktion keine Probleme mit dem Vordergrund haben könntet, die euch eventuell zum Verhängnis werden. Sprich: keine grünen Objekte bzw. unscharfe Gegenstände, welche das Keyen eventuell erschweren.

10. Himmel als Greenscreen/Bluescreen

Jetzt wo wie Grundlagen der Greenscreen Techniken bekannt sind geben wir euch noch eine kreative Idee mit, um eure Welt etwas besser nach euren Vorstellungen zu wandeln.

Ein wolkenloser Himmel kann in unseren Aufnahmen als riesiger Bluescreen dienen. Entsprechend könnt ihr den Blauton auskeyen lassen und mit anderen Motiven auszutauschen (sog. Sky Replacement). 

In unserem Beispiel laufen zwei Darsteller die Straße entlang. Den Himmel haben wir durch eine zerstörte Stadt ausgetauscht, um so eine postapokalyptische Szenerie zu erstellen.

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