10 Videoschnitt Tipps & Tricks für nahtlose Übergänge

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Ist euch jemals bei einem guten Film eine Schnitttechnik aufgefallen? Wenn die Antwort „Nein“ lautet spricht dies für die Qualität des Cutters bzw. des Filmeditors. Ein gutes Beispiel wäre hierfür „1917“ von Sam Mendes und Roger Deakins. Ein Film welcher auch als der „Film ohne Schnitt“ bekannt ist. 

Gute Schnitte sind nahtlos und unsichtbar. Sie verknüpfen mehrere Szenen um die Handlung des Films voranzubringen. Bei unsauberen Schnitten fällt dies nicht nur dem Zuschauer störend auf, sondern zieht ihn noch aus der eigentlichen Handlung raus. In diesem Video geben wir euch 10 Videoschnitt Tipps mit auf den Weg um  Übergänge zu erhalten, die euer Storytelling fließender voran treibt. 

Ein gut gemeinter vorab Rat an die Einsteiger: Plant lieber etwas mehr Aufnahmezeit mit ein. Das bedeutet, fangt am besten ein paar Sekunden vor der eigentlichen Szene an zu drehen und haltet ruhig mit der Kamera länger drauf, als die eigentliche Szene beabsichtigt. Dies bringt euch den großen Vorteil, dass ihr in der Nachbearbeitung etwas mehr „Puffer-Material“ zur Verfügung stehen habt, welches ihr nutzen könnt wenn es um Übergänge geht. Im folgenden Tipp werdet ihr verstehen warum:

1. Bewegungen Fortführen

Achtet auf die Bewegungen eurer Darsteller. Bewegungen sollten immer von einer Szene in die folgende Szene fortgeführt werden. In unserem Beispiel läuft unser Darsteller, in unterschiedlichen Perspektiven durch den Schnee. Wir beginnen mit einer Rückaufnahme bis zu einer darauffolgenden Frontalaufnahme. Hier ist die Bewegung des Darstellers für einen sauberen Schnitt entscheidend. 

Der Schnitt und somit das ende des ersten Clips erfolgt beim rechten Fußschritt, was bedeutet, dass der darauf folgende Clip ebenfalls mit dem rechten Fuß beginnen muss. So wirkt die Bewegung des Darstellers fließender und natürlicher, was für den Zuschauer angenehmer anzusehen ist.

2. Kamerabewegung

Der richtige Bewegungsfluss gilt nicht nur für Darsteller, sondern auch für die Kamerabewegung. Ein fließender Schwenk nach rechts, sollte auch in der darauffolgende Szene nach rechts gehen. Andernfalls wirkt der plötzliche Bewegungswechsel sehr irritierend und stolpernd. Achtet also darauf, dass die Bewegungsrichtung (optimal auch die Bewegungsgeschwindigkeit) stimmig ist. 

3. Fließende Übergänge

Übergänge gibt es in vielen Formen. Je nach Stimmung und Szenerie sollte vorab überlegt werden, welcher Übergang sich am besten eignet. Hier einige Beispiele:

Whip (Die Peitsche) 

Ein sehr dynamischer Übergang, der sehr beliebt in schnelleren Szenen gewählt wird. So auch hier in unserem Beispiel. Man Beachte den Übergang zwischen der Szene, wo der Roller auf den Kameramann zufährt und daraufhin in Szene zwei – sich vom Kameramann entfernt. Der Übergang wurde durch einen schnellen (End-)Schwenk aus Szene 1 bewerkstelligt, welcher durch Motion Blur erzeugt wurde. Der dadurch verschwommene Übergang wurde als Startsequenz für Szene 2 verwendet. Fertig ist die sogenannte „whip pan transition“.

Tipp für euch: Nutzt am Ende von Szene 1 und am beginn von Szene 2 sogenannte Speed Ramps. Dadurch wirkt euer Übergang noch fließender. Ebenfalls solltet ihr auf euren Shutter Speed achten, damit Motion Blur möglich ist.

Die klassische Speedramp in Final Cut – Mn achte auf die Geschwindigkeit zwischen beider Clips

Frame Fill

Hierbei handelt es sich um einen Übergang, welcher z.B. durch ein bildfüllendes Objekt im Vordergrund oder eines Kontrastes (Übergang ins Dunkle bzw. Helle) bewerkstelligt wird. Ab dem Moment wo das Kamerabild gefüllt ist (daher auch Frame Fill) beginnt der Übergang zu Szene 2.

In unserem Beispiel läuft unser Darsteller mit der Taschenlampe an einer dunklen Säule vorbei. Der Shot wurde in einer halbnahen Einstellungsgröße geschossen. Szene 1 endet dort wo die dunkle Säule das Bild ausfüllt. In Szene zwei beginnen wir erneut mit einer (nicht zwangsläufig derselben) dunklen Säule. Die Einstellungsgröße der zweiten Szene erfolgt diesmal in einer Großaufnahme. Obwohl man zwei unterschiedlichen Einstellungsgrößen der Kamera hat, sorgt die Frame Fill Transition für einen fließenden Übergang.

4. Musik und Soundeffekte

Bislang haben wir uns nur mit visuellen Übergangen beschäftigt und wie ihr schon erahnen könnt, geht es hierbei um einen akustischen Übergang. Akustische Übergänge wirken subtil und bereiten den Betrachter unterbewusst auf einen Szenenwechsel vor.

Bezogen auf der Musik ist es relevant stehts mit dem Soundtrack zu arbeiten. Achtet zum Beispiel auf den Beat der Musik. So könnt ihr Übergänge noch mal gezielter einsetzen, sodass alles noch stimmiger wirkt.

Die Soundeffekte hingegen lassen eure Übergänge realer wirken. Die vorhin erwähnte Speedramp (die Beschleunigung eines Clips) gewinnt mehr an Authentizität, wenn zum Beispiel ein klassischer „Whoosh“ Sound eingebunden wurde. Andernfalls wirkt der Übergang einfach nur künstlich und plump. 

5. Die 180 Grad Regel

Ist euch schon mal aufgefallen, dass jedes Fußballspiel stehts auf ein und der selben Seite des Fußballfeldes gerichtet ist? Selbst im Fußballstadion orientieren sich die Kameramänner nach der 180 Grad Regel. Das macht auch durchaus Sinn, denn nur so ist sichergestellt, dass der Betrachter weiß welche Mannschaft auf welches Tor spielt. Andernfalls würde bei jedem Achsensprung man das Spiel nicht richtig folgen können, da man sich neu orientieren müsste.

Ein klassisches Beispiel der 180 Grad Regel sind die Dialoge. Wie ihr erkennen könnt, stehen die zwei Darsteller auf der sogenannten Handlungsachse (rote Linie). Alles unterhalb Linie ist der Handlungsspielraum des Kameramanns – der sogenannte 180 Grad Bereich. Würde der Kameramann die Handlungsachse überschreiten, käme es zum sogenannten Achsensprung. Die Konsequenz: Die Bildseiten werden vertauscht und euer Betrachter ist verwirrt und orientierungslos.

6. Cutting on Action

„Die Kamera ist immer genau, da wo die Aktion ist.“ Damit hat Rainer schon für eine gute Zusammenfassung gesorgt. Cutting on Action beschreibt Übergänge die eure Handlungen nicht nur vorantreiben, sondern auch für mehr Details und Informationen sorgen. Erfasse die Reaktion von der Aktion. 

In unserem Beispiel blickt unser Darsteller auf etwas hinab. Mimik und Gestik wirken hierbei konzentriert. Der Zuschauer kann bis jetzt nicht beurteilen, was genau betrachtet wird, da der Darsteller außer halb des Kamerabildes etwas fokussiert. Es folgt der Close Up Shot zum Tracker. So kann der Zuschauer nachvollziehen worauf der Darsteller gerade achtet. Der Storyflow wird so bewerkstelligt und die Handlung erhält so mehr tiefe.

7. Outfits und Sets

Achtet darauf bei der Lokationwahl ein einheitliches und stimmiges Licht schaffen zu können. Oft kommt es vor, dass eine Handlungssequenz an zwei unterschiedlichen Locations stattfindet. Da gilt es natürlich darauf zu achten, dass die Belichtung und der Hintergrund aufeinander abgestimmt ist, andernfalls schafft ihr keine räumliche Illusion sondern nur allgemeine Verwirrung beim Zuschauer.

So ziemlich jeder von uns hat den ein oder anderen Schleichfehler in Filmen bemerkt. „Wo ist das parkende Auto hin?“, „Wo ist die Sonnenbrille?“, „Der hat doch von seinem Burger gegessen? Warum ist der denn noch ganz?“. Der Teufel steckt im Detail und gerade bei Outfits und der Setwahl, gibt es einige Quellen worauf ihr wirklich achten solltet:

Gerade bei den Outfits ist es wichtig, steht´ s das gleiche Kostüm zu tragen – und zwar vollständig bis ins kleinste Detail! Ihr werdet euch wundern wie schnell es auffallen kann, wenn zum Beispiel ein kleiner Ohrring oder ähnliches fehlt.

Sichert euch ab, indem ihr vor Dreh eine kleine Anprobe vornehmt. Diese könnte ihr euch mit Fotos vermerken um festzuhalten was der Darsteller alles getragen hat. Achtet vor allem auch auf die Entwicklung eures Darstellers. Eine blutende Wunde kann mit voranschreitender Handlung, sich zu einer geschlossenen Schorfwunde entwickeln. 

Immer gut dabei zuhaben: Unser Kostümscript zu Serum 43

8. Roter Faden

Szenen und Übergänge sollten stehts an den „roten Faden“ eurer Handlung orientiert sein. Entsprechend bietet es sich an diverse Locations und Szenerien mit diversen Detailshots zu füttern. Natürlich bietet ein Establishing shots sehr viele Informationen, doch eine detaillierte Einleitung bietet dem Zuschauer mehr Informationen, was ihn in das Eintauchen in euren Filmsequenzen und dessen Atmosphäre wesentlich erleichtert. Orientiert euch einfach an folgender Frage und ihr seid auf einem guten Weg:

„Womit könnt ihr den Betrachter von einer Szene zur nächsten führen?“. 

9. Bildkomposition

„Gleich und Gleich gesellt sich gern“ Dieser Spruch gilt nicht nur für Menschen, die gleichen Interessen teilen, sondern auch für das menschliche Auge. Bezogen auf die Bildkomposition sind Stichpunkte wie Bildgestaltung und Bildfarben eine wichtige Rolle.

Achtet zum Beispiel darauf, dass eine Filmsequenz eine ähnliche Farbstimmung hat sobald ein Schnitt stattfindet. Starke Farbwechsel die im Kontrast zueinander stehen, haben etwas Alarmierendes und wirken oft störend. Nutzt solche Effekte wenn dann nur gezielt und bescheiden ein.

Genauso ist es wichtig bei der Bildgestaltung gute Übergänge für das Auge zu schaffen. Wenn der Darsteller im linken Bild angeordnet ist und ein Schnittwechsel zu einem Detailshot folgt, wäre es wesentlich angenehmer direkt am linken Bildteil weiter zu verfolgen. 

10. Nicht übertreiben

Jeder Cutter sollte stehts die Ambitionen haben so wenig wie möglich schneiden zu müssen. Umso weniger Schnitte in einem Film auftauchen desto fließender wirkt dessen Handlung. Dies sollte auch eine wichtige Ziel für jeden Filmemacher sein: Filmmaterial zu bieten, welcher auch gut zusammengeknüpft ist. Nur so wird auch garantiert, dass die Story gut umgesetzt wird. Wir empfinden ein Buch auch nur dann für gut, wenn dessen Lesefluss spurlos und fließend stattfindet. Sätze die man mehre male wiederholt lesen muss, um dessen Inhalt zu verstehen sind einfach nur ermüdend. Um dies auf euren Filmprojekt zu übertragen: Geht einfach mit Bedacht an Schnitte ran, dann kann auch nicht viel schief gehen.

Mit diesen 10 Tipps wird einiges geboten um gute Übergänge umsetzen zu können. Bedenkt steht´ s, dass es sich hierbei um Richtlinien handelt, die man auch gerne mal missachten darf. 

Letztlich kommt es auf euch als Filmemacher an, welche Szenerie ihr mit welcher Stimmung vermitteln wollt. Solltet ihr dann doch mal auf Schwierigkeiten bei diversen Schnitten kommen, wird einer dieser zehn Tipps sich bestimmt als hilfreich erweisen.

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